Geburtsbegleitung: Was macht eine Doula?

Was macht eine Doula?

Ein Gastbeitrag von Anne Martensen-Hundt

„Was machst Du? Doula? Hab ich noch nie gehört“ – so geht es auf jeder Einladung, bei jeder Party, egal wo ich bin und erzähle, was ich mache. Und dann berichte ich von meinem Beruf und ernte totale Begeisterung. Das endet dann damit, dass ich meistens sämtliche Geburtsgeschichten höre und die Frauen sich einig sind: „So was hätte ich auch bei der Geburt meiner Kinder gebraucht“

Aber was ist eine Doula überhaupt und was macht sie so? Spätestens seit 2019 sind wir Doulas doch in aller Munde. Denn es wurde bekannt, dass Meghan Markle eine Doula engagiert hat, die Meghan und Prinz Harry während der Schwangerschaft und vor allen Dingen bei der Geburt zur Seite stehen wird. Aha, denken sich jetzt die Zweifler. Das ist also was für Reiche und nicht für die normale Schwangere? Nein, ganz falsch. Wir sind für Alle da.

Doulas ergänzen das Geburtsteam

Die Doula ist keine neue Erfindung, nichts, was gekommen ist, um den Hebammenmangel zu deckeln. Nein, denn wir dürfen nicht medizinisch eingreifen, keine Geburt alleine begleiten und auch die Frau nicht untersuchen. Wir ersetzen in gar keinem Fall die Hebamme, wir ergänzen das Geburtsteam, wenn das Paar das wünscht.

Studien zeigen, dass eine Geburt mit dauerhafter Begleitung von den Frauen als schmerzärmer empfunden wird und dass sie kürzer ist, als eine Geburt, die nicht kontinuierlich begleitet wird. Ebenso sind diese Geburten interventionsärmer, als wenn die Frau hauptsächlich allein bzw. nur auf Klinikpersonal angwiesen ist. (Continuous Support; Hodnett, ED; Gates,S.; Hofmeyr,GJ;Sakala,C. 2003 und Klaus,M.H; Kenell,J.H.; Klaus,Ph.)

Doulas sind schon während der Schwangerschaft an der Seite des Paares

Schon in alten Zeiten war es so, dass Frauen hauptsächlich im Kreis von Frauen geboren haben. Sie haben die Gebärende umsorgt und unterstützt und standen ihr nach der Geburt mit Rat und Tat zur Seite. Das waren Verwandte, Freundinnen oder Nachbarinnen. Heutzutage gibt es das Gefüge Großfamilie nicht mehr so wie früher, junge Frauen halten oftmals bei der Geburt des eigenen Kindes das erste Mal ein Baby im Arm, das Internet ist voll mit Informationen und die Eltern ertrinken schier in all der Informationsflut. Da braucht es eine kompetente Hand, die die Eltern lenkt und ihnen hilft. Das kann eine Doula sein. Denn wir sind auch während der Schwangerschaft an der Seite des Paares. Wir bereiten in Gesprächen auf die Geburt vor, wir helfen beim Shoppen von Babyutensilien, nehmen Ängste, geben Massagen und sind einfach da. Auch begleiten wir zu Anmeldegesprächen in die Klinik oder lernen die Hebammen für Geburtshaus oder Hausgeburt vorher schon kennen. Wir bestärken die Frau/das Paar in ihren Wünschen für die Geburt, ermutigen, diese Wünsche schriftlich festzuhalten und auch schon im Anmeldegespräch mit den Hebammen zu besprechen.

Doulas stehen auch dem Vater bei der Geburt zur Seite

Wenn es dann auf die Geburt zugeht, sind wir 14 Tage vor dem errechneten Termin in Rufbereitschaft. Wie machen dann keinen Urlaub, bewegen uns hauptsächlich in unserem Umfeld und trinken keinen Alkohol. Wenn das Baby früher kommt, sind wir dann natürlich auch an der Seite der Frau. Egal, wie lange die Geburt dauert, wir sind an der Seite der Frau/des Paares. Wir reichen Wasser, wir tanzen mit der Mama, wir kühlen die Stirn. Wir ermuntern die Frau zur Bewegung und stehen dem Vater zur Seite, wenn ihm vielleicht alles zu viel wird. In den unterschiedlichen Geburtsphasen braucht die Frau unterschiedliche Dinge, unterschiedliche Ansprachen. Ich bin hier Teil des Geburtsteams, spreche mit der Hebamme, frage nach Möglichkeiten innerhalb des Kliniksystems, wenn die Geburt in der Klinik stattfindet. 

Nach der Geburt bleibe ich noch ein bis zwei Stunden und unterstütze die Mutter in der ersten Zeit mit dem Baby und versorge sie mit Essen und Getränken. Auf Wunsch mache ich während der ganzen Zeit Fotos zur Erinnerung dieses besonderen Momentes. Zu gegebener Zeit ziehe ich mich zurück und lasse der Familie Zeit zum Kennenlernen.

Nach zwei Wochen besuche ich die Familie zuhause. Sie bekommt einen detaillierten Geburtsbericht, der in Briefform an das Kind geschrieben ist. Wenn es gewünscht ist, erhält die Familie eine Trageberatung, denn ich bin auch ausgebildete Trageberaterin. Wir reflektieren gemeinsam die Geburt und sprechen über das Leben mit dem Kind. Ein weiterer Besuch erfolgt einige Wochen später und mit diesem Besuch verabschiede ich mich von der Familie und freue mich, wenn ich in guter Erinnerung bleibe.

„Und was kostet das Ganze?“

Eine Begleitung durch eine Doula ist leider keine Kassenleistung. Die Paare entscheiden sich bewusst dafür, Geld zu investieren, damit sie rundum versorgt sind. Sie müssen zwischen 450 und 1000 Euro einplanen, je nach Region und Angebot. „Ganz schön viel Geld fürs Händchen halten“, sagen die Kritiker. Das kann man sehen wie man will. Geben junge Eltern nicht auch viel Geld für die Babyausstattung aus und brauchen hinterher meist nur die Hälfte? Wenn es um das Geburtserlebnis geht, sollten die Paare wirklich darüber nachdenken, wie sie das Geld investieren, oder ob sie sich einen Teil von den Verwandten wünschen. Für Paare, die sich die Begleitung absolut nicht leisten können, übernimmt der Verein „Doulas in Deutschland e.V.“ einen Teil der Kosten, denn Doulas sind für alle da.

„Und wer bucht Dich so?“ 

Das ist ganz einfach: Alle Frauen, die den Wunsch nach einer selbstbestimmten Geburt haben. Das können Erstgebärende sein, die durch Zufall von einer Doula gehört haben, oder Frauen, die durch eine Geburt traumatisiert sind. Wir sind kein Garant für eine schmerzfreie Geburt, wir können einen Kaiserschnitt nicht verhindern. Aber wir können unterstützen, Situationen erklären und erläutern und das ganze Geschehen zusammen mit der Hebamme erleichtern.

Mehr Infos über mich und meine Tätigkeit als Doula findet ihr hier: https://www.liebevollegeburtsbegleitungfuerdich.com/

Anne Martensen-Hundt, Doula seit 2015 und Mutter von vier Kindern